Glossar Zertifikate
Bei Zertifikaten handelt es sich regelmäßig um Wertpapiere. Diese werden den strukturierten Finanzprodukten zugeordnet. Rechtlich gesehen sind sie Schuldverschreibungen. Dies führt dazu, dass der Erwerber ein Verlustrisiko trägt, welches beispielsweise bei Insolvenz des Emittenten – meist einer Bank – auch zu einem Totalverlust führen kann. Die Risiken, die der Erwerb eines Zertifikates für einen Anleger nach sich zieht, hat die Lehman – Pleite deutlich veranschaulicht. Der Einlagensicherungsfonds greift bei Zertifikaten nicht ein.
Zu beachten ist ferner, dass bei Zertifikaten Kosten für den Anleger anfallen, die dieser oft nicht bemerkt. Kunden, die in Zertifikate investieren möchten, sollten daher ausdrücklich nach diesen sog. weichen Kosten fragen.
Gehandelt werden Zertifikate an bestimmten Börsen sowie häufig außerbörslich.
Nachfolgend soll ein Kurzüberblick über die gängisten Erscheinungsformen von Zertifikaten gegeben werden. Dieser Kurzüberblick begründet keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ferner wird die Haftung für etwaige Fehler ausdrücklich ausgeschlossen. Anleger, die ihr Geld in Zertifikaten anlegen, sollten sich daher vor Erwerb mit der gebotenen Gründlichkeit mit dem jeweiligen Anlageprodukt auseinandersetzen.
Bei Zertifikaten grenzt man Partizipationszertifikate von Zertifikaten mit definiertem Auszahlungsprofil ab.
Während der Wert bei Partzipationszertifikaten dem Basiswert folgt, weist das Zertifikat mit definiertem Rückzahlungsprofil bei Fälligkeit einen Wert auf, der sich nach den bei Erwerb festgelegten Bedingungen bemisst.
Einzelne Zertifikatsformen
a) Index-Zertifikate
Basiswert ist ein Aktien-, Wertpapier- oder Rohstoff-Index.
Kennzeichen: Entsprechender Index wird genau abgebildet; Anleger muss nicht die im Index erfassten Titel kaufen und kann dennoch an der Wertentwicklung partizipieren.
Bei Indexzertifikaten, die sich auf einen Aktienindex beziehen, sollten Anleger darauf achten, ob die Dividendenzahlungen berücksichtigt werden.
Bei Index-Zertifikaten handelt es sich um börsennotierte Schuldverschreibungen.
b) Basket-Zertifikate
Basketzertifikaten liegt ein Basket, also ein Korb von Aktien, zugrunde. Es handelt sich hierbei ebenfalls um börsennotierte Schuldverschreibungen.
c) Tracker-Zertifikate
Trackerzertifikate sind dadurch gekennzeichnet, dass die Kursentwicklung eines Basiswerts abgebildet wird. Die Besonderheit ist, dass die Dividendenzahlungen bereits beim Kurswert ihren Niederschlag finden.
d) Exchange Traded Commodities
Die Besonderheit dieser Zertifikate ist, dass sich diese auf die Anlageklasse „Rohstoffe“ beziehen.
e) Discount-Zertifikate
Die Discountzertifikate weisen die Besonderheit auf, dass das Risiko, verglichen mit dem direkten Erwerb der Aktie (Basiswert), limitiert ist. Erkauft wird sich diese Verringerung des Risikos dadurch, dass auch die Gewinnchancen begrenzt sind.
f) Bonus-Zertifikate
Auch Bonus-Zertifikate weisen gegenüber dem direkten Erwerb der Aktie eine Sicherheitskomponente auf. Dies allerdings nur dann, wenn die Aktie oder der Index in einem vorher festgelegten Zeitraum, der auch die gesamte Laufzeit umfassen kann, keine der festgelegten Barrieren über- oder unterschreitet. In diesem Fall wird ein Bonus gezahlt. Wird eine Barriere durchbrochen, so entfällt die Bonuszahlung und es erfolgt eine Abbildung ohne Begrenzung.
g) Hebel-Zertifikate
Hebelzertifikate zeichnen sich dadurch aus, dass Investments in einen Basiswert mit Unterstützung eines Wertpapierkredits vorgenommen werden. Dies führt dazu, dass weniger Kapital eingesetzt werden muss, um an Kursschwankungen des Basiswertes teilzunehmen. Der Anleger sollte aber das entsprechende Risiko nicht aus den Augen lassen: Denn regelmäßig gibt es bei diesen Wertpapieren eine sog. Knock-out-Grenze. Wird diese Grenze überschritten wird das Zertifikat wertlos.
h) Bandbreiten-Zertifikate (Sprint-Zertifikate)
Auch beim Bandbreiten-Zertifikat wird ein Hebel verwendet. Der Anleger profitiert allerdings regelmäßig nur dann, wenn innerhalb einer Kursspanne eine Veränderung eintritt. Nach unten ist das Risiko nicht begrenzt, nach oben wird regelmäßig ein Höchstbetrag festgelegt.
i) Outperformance-Zertifikat
Outperformance-Zertifikate sind dadurch gekennzeichnet, dass bei einer outperformence des Basiswertes, also bei einem starken Kursanstieg über eine vereinbarte Schwelle hinaus der Anleger verstärkt Nutzen zieht.
j) Garantie-Zertifikate (auch: Kapitalschutz-Zertifikate)
Bei Garantie-Zertifikaten stellt der Emittent sicher, dass der Anleger am Laufzeitende sein investiertes Kapital wieder erhält. Zu beachten ist hierbei, dass sich die Garantie stets auf den Nennbetrag des Zertifikates bezieht. Kauft der Anleger das Zertifikat oberhalb des Nennwertes, so hat er für die Differenz das Verlustrisiko auf sich zu nehmen.
k) Alpha-Zertifikate
Alpha-Zertifikate sind dadurch gekennzeichnet, dass sie den Unterschied zwischen zwei Basiswerten widerspiegeln. Als Basiswerte kommen Aktien, Indices, Rohstoffe, Devisen, Immobilien etc in Betracht.
l) Aktienanleihen
Bei Aktienanleihen handelt es sich entgegen dem etwas missverständlichen Wortlaut ebenfalls um Zertifikate. Bei Aktienanleihen gibt es einen Kupon, der Zinszahlungen garantiert. Das Besondere bei Aktienanleihen ist, dass der Emittent zum Laufzeitende das Wahlrecht hat, den Nominalbetrag zzgl. Zinsen oder eine zuvor festgelegte Zahl von Aktien plus Zinsen zu bezahlen. Für den Anleger besteht damit das Risiko, dass er bei Laufzeitende die zuvor bestimmte Zahl von Aktien erhält, wenn der Aktienkurs unter eine ebenfalls zuvor festgelegte Schwelle fällt.
CLLB Rechtsanwälte: Keine Gewähr für Richtigkeit